Forstwald: Vorentwürfe für Kasernenfläche

Starker Andrang bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Bebauen oder Aufforsten“. Planungsdezernent Martin Linne hält den Bau von 165, darunter auch öffentlich geförderten Wohnungen für sinnvoll – und erntet heftigen Widerspruch.

 

Ein in Sachen planungsrechtliche Kompetenz prominent besetztes Podium, ein bis auf den letzten Platz gefüllter Saal mit Forstwalder Bürgern, die sich Aufschluss darüber erhofften, wie es auf dem brachliegenden ehemaligen Kasernengelände weitergeht: Bebauen oder Aufforsten? Der Bürgerverein Forstwald hatte zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Kasernengelände eingeladen, die im Stadtteil auf starkes Interesse stieß.

Um es vorwegzunehmen: Noch ist nichts entschieden. Das machte Planungsdezernent Martin Linne wiederholt deutlich. Zunächst müsse mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über einen Kaufpreis verhandelt werden. Zeitrahmen sei das kommende Frühjahr. Im Falle eines Kaufes entscheide der Stadtrat über die Aufstellung eines Bebauungsplans. Vorwürfen, auch aus Richtung FDP, die mit ihrem Vorsitzenden Joachim C. Heitmann auf dem Podium vertreten war, alles sei im Geheimen schon entschieden, traten sowohl Linne als auch SPD-Planungsexperte Jürgen Hengst entgegen. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine solide Aussage darüber, ob und – wenn ja – was hier passiert, nicht möglich. Was Herr Heitmann sagt, ist neben der Kappe, denn so zu tun, also wüsste hier schon jemand, wie genau gebaut werden soll, widerspricht den Fakten“, sagte Hengst.

Entwurfplanung Beispiel 1

Klar wurde aber auch, dass Linne eine Bebauung des zehn Hektar großen Geländes mit rund 165 Wohneinheiten – Einfamilienhäuser, Kita und rund 30 Prozent öffentlich geförderter Wohnungsbau – für sinnvoll erachtet. Mit dieser Auffassung konnte er aber im Publikum nicht punkten: Die Stimmung der rund 200 Anwesenden schlug deutlich in Richtung Aufforstung aus. Die Argumente sind altbekannt: Sorge vor einem Verkehrskollaps des im Pendlerverkehr bereits stark belasteten Stadtteils; das Gefühl, der Forstwald sei für all die Naherholungssuchenden bereits jetzt zu klein; und auch die im Saal zu spürende Ablehnung von öffentlich gefördertem Wohnraum, der nach Linnes Darstellung Teil eines Bebauungskonzeptes werden könnte.

Entwurfplanung Beispiel 2

Ein Punkt, bei dem der Planungsdezernent in Rage gerät: „Es ist eine unserer Grunddaseinsfürsorge-Pflichtaufgaben, ein ausgewogenes Wohnangebot für alle Teile der Bevölkerung vorzuhalten – und ja, auch in Forstwald und überall im Stadtgebiet. Das ist mir als Stadtplaner wichtig“, sagte Linne auf die Frage, welchen finanziellen Vorteil die Stadt beim Kauf des Geländes davon habe, Sozialwohnungen einzuplanen. Rund 50 Prozent der Bevölkerung seien anspruchsberechtigt. „So zu tun, als wenn das minderbemittelte, arme, alte Asylanten wären, ist einfach grotesk falsch.“

Aus dem Publikum geäußerte Vorwürfe, der Wunsch der Bevölkerung nach Aufforstung werde missachtet, konterte Jürgen Hengst: „Wir können keine Politik machen nach dem Motto ‚In Forstwald – oder Fischeln, oder Uerdingen – sind die Leute dagegen, und deswegen machen wir da nichts‘.“ Es sei Pflicht der Stadt, Wohnbaugebiete zur Verfügung zu stellen. Daher werde eben auch der Standort Forstwald geprüft. „Junge Leute suchen in Krefeld händeringend Wohnbauflächen, wir müssen ihnen eine Perspektive bieten“, sagte Hengst.

Linne gab zu Bedenken, dass im schrumpfenden und überalternden Stadtteil Forstwald barrierefreier Wohnraum fehle und eine Bebauung des Kasernengeländes auch eine Chance für Ältere sei, im Stadtteil zu bleiben. Auch dieser Gedankengang wurde nicht goutiert, Zwischenruf aus dem Publikum: „Dann bauen wir unser Haus einfach um!“.
Quelle: Artikel der Rheinischen Post vom 01.12.2017 / C.Puvogel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.