Mittwoch Vormittag, halb Elf im Forstwald. Über die Kreuzung vor dem Forsthaus laufen kleine Gruppen, insgesamt gut 30 Personen, um Zeuge zu werden, wie die Bronzebüste von Gerhard Schumacher feierlich enthüllt wird. Das Haus der Seidenkultur hatte eingeladen. Und dahinter steckt eine erstaunliche Geschichte.
Wer war eigentlich Gerhard Schumacher?
Ganz kurz gesagt: Der Schöpfer des Forstwaldes und der Erbauer des Forsthauses. Geboren 1790 und gestorben 1845 war Gerhard Schumacher ein wohlhabender Kaufmann, der 1821 das Gebiet des heutigen Forstwaldes erwarb.
Er ließ auf seinem frisch erworbenen Grundstück einen Kiefernwald anpflanzen und errichtete 1838 mitten drin das Forsthaus als Sommersitz. 1840 brannte jedoch der Kiefernwald ab – nur noch einzelne Kiefern sind auch heute noch gut im Forstwald zu sehen. Beim zweiten Versuch machte er es besser und ließ einen Mischwald pflanzen. Dies geschah unter Mitwirkung von Maximilian Friedrich Weyhe, der auch für die Anlage des Düsseldorfer Hofgartens und des Englischen Gartens am Benrather Schloss verantwortlich war. Nach dem Tod von Gerhard Schumacher übernahm dessen Sohn Hermann im Alter von 18 Jahren die Unternehmen und Ländereien seines Vaters.
Am 6. August 2025 – 180 Jahre nach seinem Tod – kam der Bauherr Gerhard Schumacher nun wieder zurück in „sein“ Sommerhaus.
Wie kam es dazu? Eine erstaunliche Geschichte
Die Idee, eine Büste zu gestalten, kam von Jürgen Reck, der im Forstwald bereits lange Jahre als Heimatforscher bekannt ist.
Und die Geschichte mit der Büste begann so:
Herr Varzandeh, der Ehemann von Gisela Varzandeh (geb. Schumacher), einer Ur-Ur-Enkelin von Gerhard Schumacher besuchte Burg Linn und das Jagdschlösschen. Dort fiel sein Blick auf ein Gemälde, das genauso aussah wie das in seinem Wohnzimmer. Er erklärte der Museumsleiterin, dass seine Frau aus der Familie Schumacher stammt und über einige historische Unterlagen und Sammelstücke verfügt.
Die Museumsleitung war sehr interessiert und stellte sofort den Kontakt zu Jürgen Reck her, der die Familie Varzandeh zu Hause in Mönchengladbach besuchte. Dort staunte er nicht schlecht, als er einen großen Umzugskarton mit Unterlagen und persönlichen Gegenständen aus der Familie Schumacher in Empfang nahm.
Viel Arbeit
Dieser Karton bedeutete viel Arbeit für Jürgen Reck, und gleichzeitig gab es für ihn viele Details zu entdecken, die sein Bild von der Geschichte der Familie Schumacher und der Entstehung des Forstwaldes vervollständigten.
Während der Auswertung der Unterlagen blieb er im engen Kontakt mit der Familie Varzandeh und erfuhr, dass Gisela Varzandeh als autodidaktische Künstlerin kleinformatige Skulpturen menschlicher Motive herstellt. Sie hat ihre Skulpturen aus Ton, Holz, Stein und Bronze bereits mehrfach ausgestellt und sagt über sich selbst: „Ich habe schon mehrere Köpfe gemacht“.
Idee und Umsetzung
Das brachte Jürgen Reck auf eine Idee und er schlug ihr vor, doch eine Büste von Gerhard Schumacher anzufertigen. Sie selbst wäre nie darauf gekommen, aber sie fand die Idee gut und machte sich mit Eifer an die Arbeit. Für Gisela Varzandeh war es ziemlich knifflig, Gerhard in dreidimensionaler Form darzustellen, sie hatte ja nur zweidimensionale Gemälde als Vorlage.
Zunächst fertigte sie aus Ton den Rohling für die Büste an. Sie modellierte den Kopf immer wieder um, denn sie hatte den Ehrgeiz, den eigenen Verwandten möglichst lebensecht darzustellen. Schließlich war sie mit dem Ergebnis zufrieden und ließ die Bronzebüste vom Kunstgießer Friedemann Sander in Bonn, mit dem sie bereits mehrfach zusammenarbeitete, gießen. Die Oberfläche der Büste stellte sie dann wiederum selbst fertig: Sie behandelte sie mit verschiedenen Säuren, um den richtigen Farbton zu erzielen und trug am Ende noch eine dünne Wachsschicht auf, um die Konturen der Büste hervorzuheben und sie zum glänzen zu bringen.
Bronzebüste im Forsthaus
Und das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen! Nun steht im Forsthaus eine beeindruckende Büste vom Forstwald-Gründer Gerhard Schumacher, die sogar ein klein wenig Ähnlichkeit mit den Gesichtszügen seiner Ur-Ur-Enkelin hat. Auch die neuen Eigentümer des Forsthauses sind stolz, eine so wertvolle Ergänzung ihres Interieurs zu haben. Es unterstreicht ihr Geschichtsbewusstsein und die Historie des Hauses in besonderem Maße.
Einen großen Teil der Kosten für die Herstellung der Büste übernahm die Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld. Auch die SWK und die Volksbank beteiligten sich. Eigentümer der Büste ist das Haus der Seidenkultur, das auch das Programm gestaltet hat.




Fotos: Veronika von Rüden